4,8 Millionen Menschen im Sudan leben von der Tierhaltung. Rinder, Ziegen und Hühner bedeuten für sie Ernährung und Einkommen, denn häufig leben sie in Gebieten, in denen Ackerbau nicht möglich ist. Erkranken die Herden dieser Menschen, ist ihre Existenzgrundlage unmittelbar bedroht. Tiergesundheit wird zum Überlebensfaktor für die Menschen. Doch im Sudan herrschte jahrzehntelang Krieg, der den Aufbau staatlicher tiermedizinischer Gesundheitsdienste verhinderte und bereits bestehende Ansätze zerstörte. Vor diesem Hintergrund bildet Tierärzte ohne Grenzen so genannte „Barfußtierärzte“ im Südsudan aus. Seit 1998 sind es über 300, circa 20% von ihnen sind Frauen. In 14-tägigen Trainingskursen erlernen sie die wichtigsten Behandlungsmethoden und den richtigen Umgang mit den notwendigen Medikamenten. Außerdem sind sie in der Lage Seuchen zu erkennen und so deren Ausbreitung zu verhindern. Doch auch ihr traditionelles Wissen findet Anerkennung und fließt in die Ausbildung ein. Wenn dann die Menschen mit ihren Herden viele Kilometer auf der Suche nach Wasser und Weideflächen zurücklegen müssen, stellt das Wissen der „Barfußtierärzte“ die Gesundheit der Tiere sicher. Sie bildet die Grundlage für das Überleben der Menschen. Denn nur gesunde Tiere bedeuten Nahrung und Einkommen und liefern wichtige Rohstoffe wie Leder, Horn und Wolle.
Neben den Trainingskursen erhalten die Tiergesundheitshelfer von Tierärzte ohne Grenzen eine Grundausstattung, bestehend aus tiermedizinischen Instrumenten, Kleidung, einer Kühlbox und einer Campingausrüstung, damit sie ihre Arbeit beginnen können. Die Medikamente und Impfstoffe sowie die notwendige Kühlkette werden von Tierärzte ohne Grenzen bereitgestellt. Darüber hinaus steht ihnen ein Tierarzt beratend zur Seite. Doch Tierärzte ohne Grenzen bezahlt die „Barfußtierärzte“ nicht. Sie werden von den Tierhaltern für ihre Leistungen entlohnt. So entsteht ein tragfähiges, nachhaltiges System.
Im begonnenen Frieden im Südsudan ist die Ausbildung von Tiergesundheitshelfern wichtiger denn je. Tierärzte ohne Grenzen kann jetzt in Gebieten arbeiten, die zuvor nicht zugänglich waren und in denen keine Ausbildung stattfand. Auch der Verkauf von Tieren über die Landesgrenzen hinaus ist nun möglich. Doch nur gesunde Tiere erzielen einen guten Preis.
Die Ausbildung eines Tiergesundheitshelfers kostet 50 €.