Nach Jahren des Bürgerkrieges, der gigantischen Explosion im Hafen von Beirut im Sommer 2020 sowie der anhaltenden Wirtschaftskrise, sei es nun soweit: „Im Libanon bricht alles zusammen. Mehr als jeder fünfte Einwohner ist in diesem Land ein Geflüchteter.“ Dies schrieb mir meine Mitschwester Lina Abou Naoum in einer eindringlichen E-Mail. Aufgrund der verheerenden wirtschaftlichen Situation im Libanon mussten wir Don Bosco Schwestern die Einrichtung in Kahaléh, 10 km von Beirut entfernt, Ende 2020 schließen. „Die Schulen waren jetzt zwei Jahre lang geschlossen, der Bildungsminister versucht sein Bestes, um den Schülern ein normales Schuljahr zu ermöglichen, aber es war nicht möglich“, so Sr. Lina. Die Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen verschärfte noch zusätzlich die Bedingungen. Steigende Arbeitslosigkeit, Stromausfälle, hohe Energie-, Lebensmittel- und Treibstoffkosten bringen die Menschen in tiefe Verzweiflung. Viele Familien können sich kaum mehr Essen leisten und sitzen in kalten Wohnungen. Diese Umstände brachten meine Mitschwestern dazu, ein neues Konzept zu entwerfen, um dem Leerstand der Einrichtung entgegenzuwirken. Das Gebäude wird jetzt für verschiedene Vorhaben genutzt, um den Menschen unbürokratisch und zügig zu helfen. „Einige Klassenzimmer sind zu Büros geworden, um jungen Menschen, die derzeit keine Miete zahlen können, die Möglichkeit zu geben, ihren Berufen nachzugehen. Wir haben zwei junge Physiotherapeuten, einen jungen Mann, der eine Sporthalle eingerichtet hat und drei Frauen, die eine Seifenmanufaktur eröffnet haben. Hinzu kommt der Garten, der jetzt von mehreren Familien bewirtschaftet wird, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. All diesen Personen bieten wir so die Möglichkeit, ihre Familien zu unterstützen. Wir haben unsere Einrichtung für ganze Familien geöffnet, versorgen die Menschen mit Lebensmittel, kaufen so gut es geht Medikamente ein, die sich die Leute nicht mehr leisten können“, so Sr. Lina. „Des Weiteren haben wir begonnen, in unserer Küche für arme Familien zu kochen. Im Moment decken wir nur einen Tag pro Woche ab. Aktuell handelt es sich um 160 bedürftige Kinder und Erwachsene. Heute war der dritte Tag dieser Aktion. Die Nachfrage war so groß, dass wir das Angebot auf mindestens drei Tage pro Woche erweitern möchten, um mehr Menschen wenigstens eine warme Mahlzeit am Tag zu ermöglichen“, fährt sie fort. Hilfe aus dem Ausland ist momentan die einzige Hoffnung für die Menschen in Kahaléh. Bitte unterstützen Sie das Projekt meiner Mitschwestern im Libanon.