Worum es geht:
Mit schätzungsweise 0,5-1,3 Millionen Tonnen Kunststoff, die jedes Jahr in den Ozean gelangen, ist Indonesien der zweitgrößte Verursacher Meeresmüll weltweit. Als Inselstaat steht Indonesien vor enormen logistischen Herausforderungen bei der Sammlung, Behandlung und Entsorgung von Abfällen. Erfolgreiche Abfallmanagementstrategien kommen dabei von den Gemeinden selbst, insbesondere wenn diese auf kleinen und abgelegenen Inseln liegen.
So wie auf den indonesischen Banda-Inseln, einer kleinen Inselgruppe mitten in der Bandasee. Dort wurde 2012 ein kommunales Abfallmanagementsystem eingerichtet, das seitdem immer mehr Dörfer umfasst. Treibende Kräfte vor Ort sind die Stiftung BandaSEA e.V. und der Luminocean-Stiftung, gegründet und geleitet vom Bandaneser und ehemaligen Englischlehrer Magafira Ali.
Nach Magafiras Überzeugung kann dauerhaft nur eine Änderung der Lebensgewohnheiten die Menge an Plastikmüll in den Meeren reduzieren. Im Zentrum dieses Vorhabens, das die Lighthouse Foundation unterstützt, stehen daher die Schülerinnen und Schüler der Banda-Inseln, denn über die Schule kann jedes einzelne Kind von Banda, also eine komplette Generation auch von zukünftigen Entscheidungsträgern erreicht werden. Das Wissen der Kinder wird zu Verhaltensänderungen in ihren Familien führen und hoffentlich ein Beispiel für andere Gemeinden in Indonesien geben.
Schon 2018 wurde ein Unterrichtsplan erfolgreich an einer der Schulen eingeführt, der nun an alle 42 Schulen auf den Banda-Inseln mit insgesamt 4.200 Schülerinnen und Schülern gebracht werden soll.
Was gerade passiert:
Bei einer Einführungsveranstaltung in Banda Naira werden Schulleiter und Lehrer informiert und erhalten dabei alle Informationen, die sie benötigen, um ihre Schulen in Plastikmüll-freie Schulen zu verwandeln.
„Zunächst werden wir die Lehrer jeder Schule anleiten, den Kindern beizubringen, warum die Verschmutzung ungesund für die Umwelt und für sie selbst ist, wie sie die Umweltverschmutzung reduzieren, organische und anorganische Abfälle trennen, bestimmte Kunststoffarten recyceln und wie sie und ihre Familien mit weniger Kunststoff gesünder leben können.“, sagt Magafira Ali. Die Themen werden nach einem von indonesischen Pädagogen entwickelten Lehrprogramm unterrichtet, das den Lehrern in gedruckter Form zur Verfügung gestellt wird.
Ausgewählte Lehrkräfte erhalten eine einwöchige spezielle Fortbildung und übernehmen an ihrer jeweiligen Schule die Funktion des „grünen“ Mentors. Dort werden sie das Lehrprogramm klassenübergreifend umsetzen und erhalten dabei auch Unterstützung von Magafira und seinen Mitstreitern.
Ein wichtiger Schritt besteht darin, in den Schulen insbesondere die Verwendung von Einwegartikeln aus Plastik zu minimieren. Dazu werden die Schulkantinen mit Tellern und Tassen für alle Kinder ausgestattet und Abwaschmöglichkeiten für das neue Mehrweggeschirr eingerichtet. Als Anreiz für die Teilnahme erhält jedes Kind eine eigene Flasche zum Nachfüllen und die üblichen Einweg-Trinkbecher werden aus den Schulen verbannt. Die Mentorinnen und Mentoren begleiten diesen Übergang an ihren Schulen.
Die Schüler werden dem Lehrprogramm entsprechend unterrichtet. Das Curriculum umfasst theoretische und praktische Aspekte und setzt einen Schwerpunkt auf die möglichst selbstständige Erarbeitung des Themas, dem Entwickeln und Ausprobieren neuer Ideen. Die Schüler lernen Verpackungsmüll in wertige Objekte umzuwandeln, sind an der Reinigung der Schulanlagen beteiligt und lernen Kunststoffabfälle auch in ihrer Familie zu reduzieren. Je nach Altersgruppe werden unterschiedliche Ansätze und Unterrichtspläne aus dem Lehrprogramm angewendet.
Nach dem ersten Schuljahr besuchen Vertreter des Ministeriums für Umwelt und Leben sowie Schulleiter und Lehrer aus fünf weiteren Gemeinden der Molukken die Schule von Banda. Während ihres fünftägigen Aufenthaltes wird die plastikfreie Schule präsentiert und die Ausweitung des Programms auf weitere Inseln diskutiert.
Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 33.150 €