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Informationen zum Projekt

„KJKS hat einen sehr guten Ruf in der Region und konnte im Bildungsbereich enorme Erfolge erzielen“, berichtet Dr. Ujjaini Halim, eine Gutachterin mit nationaler und internationaler Projekt- und Evaluierungserfahrung, die für uns die Evaluierung unseres Projektes mit dem Partner KJKS im September 2023 durchführte. Ujjaini war überrascht, wie extrem entlegen die Projektregion im Jhargram Distrikt ist, wie schwierig die soziale und ökonomische Situation für die dortige – überwiegend indigene – benachteiligte Bevölkerung ist und somit natürlich auch, wie schwierig es dadurch für KJKS ist, ein qualitativ hochwertiges Projekt mit guten Ergebnissen durchzuführen.

Seit 2016 arbeiten wir mit KJKS in der Projektregion, um den Zugang zu Bildung für Kinder und Jugendliche und die Ernährungssituation in den Projektdörfern zu verbessern und die Einhaltung von Kinderrechten zu fördern. In den letzten acht Jahren wurden insgesamt über 1.100 Haushalte und 2.220 Kinder aus mindestens 36 Dörfern durch die Projektmaßnahmen erreicht, über 330 Familien wurden beim Aufbau von Küchengärten unterstützt. Einige Dörfer wurden nur für eine 3-Jahres-Phase unterstützt, andere über viele Jahre, je nachdem, wie hoch der Bedarf war und wie schnell die Veränderungen von den Dorfbewohnern aufgenommen wurden. Im Rahmen der Evaluierung untersuchte Ujjaini mit ihrem Mitarbeiter Suman Mondal sechs der insgesamt 19 unterstützten Dörfer, in denen KJKS von 2021 bis März 2024 aktiv war, sowie zwei „Kontrolldörfer“ aus der Umgebung, die bisher keine Unterstützung durch das Projekt erfahren haben. Sie sprachen in Einzel- oder Gruppeninterviews mit den DorfbewohnerInnen, den Kindern, Jugendlichen und Eltern, sowie Projektmitarbeitenden, RegierungsvertreterInnen und Lehrkräften, verglichen die Ergebnisse und werteten ihre eigenen Beobachtungen aus.

Insbesondere die Projektaktivitäten im Bildungsbereich wurden von allen Beteiligten in der Projektregion sehr gut bewertet. Die Kinder gehen gerne in die Nachhilfezentren, die in jedem der 19 Projektdörfer aufgebaut wurden (im Jahr 2023 nahmen regelmäßig über 650 Kinder teil), und haben Spaß am Lernen, Basteln und kreativen Arbeiten; Eltern in den Projektdörfern entwickelten ein besseres Verständnis für die Bedeutung von Bildung und einem regelmäßigen Schulbesuch; die Projektmitarbeitenden entwickelten im Lauf der Zeit eine gute Zusammenarbeit mit den umliegenden Schulen und Behörden, um auf die Herausforderungen insbesondere der Adivasi-Bevölkerung aufmerksam zu machen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. In den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Hygiene und Förderung von Kinderrechten betrieb KJKS vor allem Aufklärung und Sensibilisierung. Hier waren die Erfolge des Projekts weniger sichtbar im Vergleich zu der Situation in den Kontrolldörfern. Jedoch konnten KJKS-Mitarbeitende auf einige Fälle von Missachtung von Kinderrechten aufmerksam machen und zu einer Lösung beitragen. Ebenfalls entstanden mit der Unterstützung von KJKS in einigen Dörfern aktive Jugendgruppen „Units for Us“, die diese Themen aufgreifen, in ihren Gruppen diskutieren und zum Teil sehr selbstbewusst umsetzen. Dies hat vor allem für die Zukunft Potential.

Sehr positiv bewertete Ujjaini, dass vor Ort nur Mitarbeitende aus der Region tätig sind, die mit den lokalen Gegebenheiten bestens vertraut sind. Sie beobachtete jedoch, dass die Fähigkeiten der Mitarbeitenden sehr unterschiedlich sind. Im Rahmen regelmäßiger Weiterbildungen für alle Mitarbeitenden sowie durch sehr enge Zusammenarbeit untereinander und mit dem Management-Team versucht KJKS, allen die nötige Unterstützung anzubieten und die unterschiedlichen Fähigkeiten auszugleichen. Auch in Zukunft werden Mitarbeiterschulungen fester Bestandteil des Projekts sein.

Die Ergebnisse und Empfehlungen der Evaluierung diskutierten wir mit KJKS, zusammen mit unserem ExpertInnen-Team in Kolkata, um die Projektaktivitäten für die neue Projektphase (April 2024 bis März 2027) entsprechend anzupassen. Zugleich hat es sich ergeben, dass die deutsche NGO German Doctors e.V. im Oktober 2023 ein Projekt im Bereich Gesundheit und Hygiene in der gleichen Projektregion mit KJKS begonnen hat und Misereor in der Region ein Projekt zur Verbesserung der Ernährungssituation durchführt. Um eine sinnvolle Ergänzung der Maßnahmen zu gewährleisten und Doppelfinanzierungen zu vermeiden, stehen wir in engem Austausch mit den Organisationen. Somit liegt der Hauptfokus unseres Projekts seit April 2024 auf Bildung und Förderung von Kinderrechten.

Wir führen die Nachhilfezentren für Kinder von 4 bis 14 Jahren weiter und arbeiten mit der Dorfgemeinschaft, den Jugendgruppen, den umliegenden Schulen und den staatlichen Behörden noch intensiver an den Themen „Relevanz von Bildung“ und „Einhaltung von Kinderrechten“. Besonders erfreulich ist, dass in 8 der 19 von uns in 2023 unterstützten Dörfer die Veränderungsprozesse innerhalb der Dorfgemeinschaft so weit gediehen sind, dass keine intensiven Projektmaßnahmen mehr nötig sind, lediglich kleinere Begleitmaßnahmen. Somit konzentrieren wir unsere Aktivitäten auf 11 der bisher unterstützten Dörfer und beginnen neue Maßnahmen im Dorf Chunpara, in dem großer Bedarf besteht.

Wie viele andere Studien aus ländlichen Gebieten in Indien kommt auch unsere Evaluierung zu dem Ergebnis, dass formale Bildung, ergänzt durch außerschulische Allgemein- und Persönlichkeitsbildung, Schlüssel für eine langfristige Veränderung gerade in entlegenen und rückständigen Gebieten ist. Die junge Generation bekommt dadurch bessere Chancen für gesellschaftliche Teilhabe im sich schnell entwickelnden Indien, ohne dabei Identität und wertvolles indigenes Wissen zu verlieren – ein großes Ziel, das wir weiterhin mit unserem Partner KJKS in möglichst vielen Dörfern verfolgen wollen.

Ihre Spende hilft, dass benachteiligte Adivasi-Kinder aus dem abgelegenen Jhargram-Distrikt Westbengalens einen Weg aus bitterer Armut, ja Hunger, aus Abhängigkeit hin zu einer selbstbestimmteren freieren Lebensperspektive unter Wahrung ihrer Identität finden können.

Projektkosten: „Kindzentrierte Entwicklung (Adivasi-Dörfer)“ 2024/25: etwa 46.000 € (ca. 90 €/Kind)
Stichwort: Adivasi

Evaluierung KJKS, Fallgeschichte 1: Behula Kotal, Mutter von vier Kindern aus Singdhui, Jhargram Distrikt:
„Meine Töchter können von der weiten Welt träumen, dank der Unterstützung von KJKS.“

Behulas Tag beginnt früh. Sie kümmert sich um ihre Schwiegereltern, kocht Essen für die sechsköpfige Familie, holt Wasser und Feuerholz und sammelt Heilkräuter und andere Pflanzen im Wald, die sie zu geringen Preisen verkaufen kann. Ihr Mann arbeitet als Tagelöhner. Ein eigenes Feld besitzen sie nicht. Sie haben wenig Geld zur Verfügung. Ihre vier Kinder gingen alle in die nahe gelegene Grundschule, doch sie hatten einige Schwierigkeiten. Um ihre älteste Tochter „gut“ unterzubringen, verheiratete Behula sie jung im Alter von 16 Jahren. Ihr Sohn besuchte eine weiterführende Schule, verlor jedoch während der fast zweijährigen Schulschließung in der Corona-Pandemie den Anschluss und brach die Schule mit 15 Jahren ab. Die Familie konnte sich kein Smartphone für den Online-Unterricht leisten. Sie bekamen in der Zeit zwar Unterstützung von der Regierung, doch das Geld reichte gerade dafür, die Familie zu ernähren. Die Corona-Zeit bedeutete einen harten Rückschlag. Der Sohn arbeitet nun wie der Vater als Tagelöhner. Ihre zwei jüngsten Töchter Mayna und Rinki hatten bereits in der Grundschule sehr große Schwierigkeiten, vor allem in den Fächern Englisch und Mathematik. Behula und ihr Mann können den Kindern bei den Schulaufgaben nicht helfen, weil sie selbst nicht lesen und schreiben und kein Englisch können. Geld für private Nachhilfestunden haben sie nicht. Als Behula 2018 von dem neuen Nachhilfezentrum von KJKS in ihrem Dorf hörte, war sie zunächst skeptisch, aber meldete Mayna und Rinki dennoch an. Dies veränderte das Leben ihrer Töchter von Grund auf: Sie konnten beide den Lernrückstand aufholen und bekamen dank ihrer guten Noten in der Grundschule einen Platz in einem staatlichen Wohnheim für Schülerinnen der High School. Sie können nun beide auf die weiterführende Schule gehen, die viele Kilometer entfernt von ihrem Dorf liegt. Rinki möchte später Lehrerin werden, Mayna möchte bei der Regierung arbeiten. Ihre Mutter ist sehr stolz auf die beiden Töchter. „Jetzt dürfen sie träumen“, sagt sie. Mit einer guten formalen Bildung als Basis haben sie echte Chancen, dass ihre Träume Wirklichkeit werden.

Evaluierung KJKS, Fallgeschichte 2: Sonali (16 Jahre) aus Rajbandhpara, Jhargram-Distrikt:
„Dank dem Zusammenhalt und Austausch in meiner Jugendgruppe konnte ich mich gegen eine arrangierte Heirat durch meine Mutter wehren!“

Eltern in der Projektregion von KJKS sehen es oft als ihre Pflicht an, sich frühzeitig um eine „gute“ Heirat für ihre Töchter zu kümmern - obwohl gesetzlich Mädchen erst ab 18, Jungen ab 21 heiraten dürfen. So sollte es auch für die sechzehnjährige Sonali aus Rajbandhpara arrangiert werden: Ihr Vater ist früh verstorben und ihre Mutter fühlt sich verantwortlich, ihrer Tochter eine „gute“ Zukunft zu organisieren, die für sie in einer frühen Heirat und Gründung einer eigenen Familie besteht. Sonali denkt jedoch anders. Seit einiger Zeit trifft sie sich mit Freundinnen in einer Jugendgruppe, die die KJKS-Mitarbeiterin Jhuma Manna begleitet. Dort sprechen sie über Rechte, Hygiene, Gesundheit, Ernährung und viele andere soziale und kulturelle Themen, die für die jungen Mädchen wichtig sind, so auch über Kinder- und arrangierte Ehen. Und sie träumen manchmal davon, was sie aus ihrem Leben machen und was sie in ihrem Dorf verändern möchten.

Eines Tages wundern sich ihre Freundinnen und KJKS-Mitarbeiterin Jhuma, dass Sonali nicht mehr zu den gemeinsamen Treffen der Gruppe kommt. Als sie nachfragen, schreibt Sonali ihnen einen Brief, in dem sie erklärt, dass ihre Mutter sie verheiraten möchte, sie aber nicht will. Die Freundinnen und Jhuma beschließen, ihr zu helfen. Zunächst sprechen sie mit der Mutter, doch als diese nicht einlenkt, wenden sie sich an die Mitglieder des Gemeinderats (Gram Panchayat Members). Diese zögern zuerst, da sie sich in kulturelle Gepflogenheiten der Adivasi nicht einmischen wollen, obwohl es ihre Pflicht wäre, Kinderehen vor dem 18. Geburtstag von Mädchen, meist gegen ihren Willen und eine Straftat, zu verhindern. Erst nach langem Drängen und als Jhuma schließlich droht, die Polizei zu benachrichtigen, sind die Gemeinderäte bereit, mit Sonalis Mutter und der Familie zu sprechen. Am Ende willigt die Mutter ein, die Heirat abzusagen.

Sonalis Fall dient nicht nur für das Dorf, sondern für den gesamten Gram Panchayat (Kommune, meist bestehend aus einer größeren Zahl kleiner Dörfer und winziger Weiler) als Beispiel, dass es die Pflicht der DorfbewohnerInnen und GemeindevertreterInnen ist, gegen Kinderehen vorzugehen, auch wenn diese in der Region kulturell stark verankert sind. Durch den Mut von Sonali und die Unterstützung ihrer Freundinnen aus der Jugendgruppe, der KJKS-Mitarbeiterin Jhuma Manna und am Ende der GemeindevertreterInnen kann Sonali nun weiterhin zur Schule gehen und vielleicht irgendwann selbst entscheiden, wann und wen sie heiraten möchte.

 

Weitere Hilfsprojekte von Indienhilfe e.V.

Trägerorganisation des Projekts

Indienhilfe e.V.

Indienhilfe e.V.
Register-Nr.: 652

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