In Cagayan de Oro, im Süden der Philippinen, hat es sich eine Gruppe von Leuten zum Ziel gesetzt, die materielle und seelische Situation der Straßenkinder zu verbessern. Dieses Projekt heißt Gugma sa Kabataan, übersetzt "Liebe für Kinder". Gugma sa Kabataan gibt den Kindern soweit wie jeweils möglich Schutz, Essen, menschliche Wärme, Ausbildung, medizinische Fürsorge und vor allem Würde.
Eine Zuflucht für Straßenkinder
Derzeit sind es 25 Kinder und Jugendliche, die Zuflucht finden im Zentrum von "Balay sa Gugma", einer kleinen Anlage direkt am Meer, die von sechs festen Mitarbeitern des Projekts betrieben wird. Die Versorgung der Kinder besteht zum einen in Unterkunft, Kleidung, einem geregelten Essen, medizinischer und psychologischer Betreuung. Ebenso wichtig ist aber die emotionelle Fürsorge und Anerkennung der individuellen Würde, indem man jedes Kind als eigene Person versteht und respektiert. Gerade dieser Aspekt ist bei seinem Leben auf der Straße oder im Gefängnis meist auf der Strecke geblieben. Um die Chancen der Kinder und Jugendlichen für ihr späteres Leben zu verbessern, wird ihnen soweit möglich Schulbildung (auf den Philippinen nicht selbstverständlich !) und eine Berufsausbildung vermittelt. Hierfür gibt es im Zentrum eine Schmiede, eine Bäckerei und eine Schneiderei. Ein wichtiger praktischer wie erzieherischer Bestandteil im Leben von Balay sa Gugma ist es, daß die Kinder (wie in Familien auch) bestimmte Pflichten haben, wie z.B. den Hof fegen, Kleider waschen, Kochen, Abwasch usw. Balay sa Gugma versucht auch grundsätzlich Kontakt mit den Eltern eines Kindes herzustellen und dort, wo es sinnvoll erscheint, eine Rückführung ins Elternhaus zu organisieren. Erfreulicherweise gelingt das öfters, als man zunächst annehmen möchte. In jedem Fall bemüht man sich aber, einem Jugendlichen beim Verlassen des Heims einen möglichst erfolgreichen Start in seine weitere Zukunft zu verschaffen.
Das Gefängnis - die staatliche "Lösung" des Problems !
Auch die staatlichen Stellen sind nicht angetan von Kindern auf der Straße, allerdings oft weniger aus humanitären Gesichtspunkten, als vielmehr aus Sorge um ein sauberes Stadtbild. Es klingt zynisch, aber man steckt diese Kinder, deren einziges "Verbrechen" die bittere Armut oder zerbrochene Familienverhältnisse sind, ins Gefängnis. Ein Grund für eine Inhaftierung ist meist schnell gefunden: Schnüffeln von Klebstoff (per Erlaß aus der Zeit des Diktators Markos strafbar), Diebstahl, Handgreiflichkeiten o.ä. Oft wird ein Kind auch nur eines Tatbestands angeklagt und dann erst mal monatelange eingesperrt, bevor es zu einem Verfahren kommt. Die Behandlung im Gefängnis selbst widerspricht den elementarsten nationalen und internationalen Anforderungen:
- Kinder sind zusammen mit Erwachsenen untergebracht und damit dem kriminellen Bandentum ausgeliefert.
- Es gibt keinerlei Ausbildung, weder Schule noch Berufsausbildung.
- 60 Kinder sind auf engstem Raum untergebracht, drei Kinder teilen sich jeweils eine Pritsche
- Einseitiges und vitaminarmes Essen
- Keine weitere materielle Versorgung, wie Kleider, Seife, Zahnpasta, Medizin
- Miserable sanitäre Verhältnisse
- Gelegentliche Übergriffe und Mißhandlungen durch das Personal
Balay sa Gugma betreut auch die Kinder im Gefängnis
Balay sa Gugma betrachtet es als eine seiner wichtigsten Aufgaben, die vergessenen Kinder des hiesigen "Lumbia"-Gefängnisses zu betreuen und ihnen, soweit wie möglich, das zu geben, was ihnen von anderer Seite vorenthalten wird. Fast jeden Tag besucht ein Mitarbeiter von Balay sa Gugma die Kinder und Jugendlichen im Gefängnis, meist zusammen mit einer kleinen Gruppe von Kindern des Zentrums. Am wertvollsten für die Eingesperrten ist es dabei, daß sie erkennen, daß es noch Menschen gibt, die sie nicht vergessen, die mit ihnen sprechen und sich ihrer Sorgen und Nöte annehmen.
Darüber hinaus versorgt Balay sa Gugma die Gefängniskinder mit den nötigsten materiellen Bedürfnissen, wie Seife, Zahnpasta, Kleidung und Früchte als Ergänzung zur einseitigen und nahezu vitaminlosen Gefängniskost. Schulbildung im Gefängnis zu organisieren ist schwierig, aber man sorgt zumindest dafür, daß jedes Kind seinem Namen schreiben kann und nicht mit den unwürdigen X X X unterschreiben muß.
Damit die Kinder Beschäftigung während der langen Tage haben, bietet man Ihnen leichte Arbeiten mit Holz und Papier an. Etwa einmal im Monat wird ein kleines Fest im Gefängnis veranstaltet, mit gutem Essen, Spielen, Gesang und Tanz. Für einen Außenstehenden ist es kaum vorzustellen, welche immense Freude den Kindern damit gemacht wird. Als einzige Institution in der Region nimmt Balay sa Gugma auch Kinder und Jugendliche in sein Zentrum auf, die aus der Haft entlassen wurden.